Die Haltungsform der Kühe und Rinder im Boxenlaufstall hat sich auch auf die Landschaft ausgewirkt. Viele Weideflächen wurden nicht mehr gebraucht und der ganze ehemalige Grüngürtel um die Orte hatte ging weitgehend verloren .

 

Dasselbe passierte auch mit den Grünlandstreifen entlang von Bächen und Sieken (= kleine Bachläufe), die vorher wegen ihrer Vernässung erst nicht zu beackern waren.

 

Die Bedeutung von gutem Grünland früher

An den Sieken und im Überschwemmungsbereich wuchs gutes Futter das ganze Jahr. Im Frühjahr und das Jahr hindurch war genügend Wasser im Boden für das Wachstum von Gräsern und Kräutern.  Das war eine gute Basis für gute Milchleistungen der Kühe, die meist ganzjährig im Stall gehalten wurden. Das Milchgeld war die wichtige Einnahmequelle der Betriebe über viele Jahre.
In benachbarten Regionen wurden teilweis die Sieke von Spezialisten nach holländischem Vorbild gestaltet. So ist es aus dem Ravensberger Land bekannt mit Beginn um 1800. 

Für gutes Grünland ist Wasser über das ganze Jahr notwendig. Dies war in Brakel besonders in der Märsch gegeben, dem weiten Talboden, der von Brucht und Nethe in Ostheim und Sudheim gebildet wird. Außerdem gab es bedeutende Grünstreifen (Sieke) entlang von allen Gewässern. Es entstanden ganze Siekgebiete (s. u.).

Zudem gab es mehrfach Fläche, die 1935 noch als "Wechselgrünland" eingestuft waren. Sie wurden später (um 1960) im Rahmen von Meliorationen trockengelegt.   

Auch andere Flächen wie am Schäferhof (Name!) , entlang der Brucht, waren Grünland für eine große Rinder- und Schafherde. Andere Grünlandbereiche wie am Heineberg, an der Brucht darunter und an den Waldrändern waren nicht so ertragreich und -sicher.

Früher hieß es: Die Hauptquelle des Wohlstandes der Landwirte sind ertragreiche Wiesen
Oder: Das Grünland ist die Mutter des Ackerlandes und damit kostbarer Besitz jedes Bauernhofes.

 

Alte Siekgebiete in Brakel

Solche grundwasernahen Gebiet waren oft Gemeindeland und wurden meist gemeinsam genutzt. Solche "Beste Milch"- Gebiete waren:

  • Faulensiek (Faulensieksweg)
  • Heinesiek und Lütke Siek (Heinefelder Str.)
  • Nackensiek (Lage ?)
  • Gänsefuß (Gebiet Siechenbach, Rieseler Feld, Bohenkamp). Vgl. Relikte wie Teiche und Tümpel 
  • Flechtheimer Holzwiesen (Lage)

Die schlechten Wiesen lagen am Hakesbach und in den Bredenwiesen. Sie wurden schnell wieder trocken. 

Auch die Anger waren gemeinsam genutzte Bereiche:

  • Gänseanger
  • Anger Sudheim, Anger Ostheim
  • Hämelsche Wiese (Bruchttal vom Schäferhof bis Sengenthal)
  • Altenburg (?), Adeltrift (?)

 Pappelstreifen entlang von Gewässern

Um 1950 verschwanden viele Gründlandflächen durch Umbruch. Entlang der Gewässer und Gräben wurden vielfach Pappeln gepflanzt. Sie sollten überschüssiges Wasser aufnehmen und verdunsten. Die Hybridpappeln waren in Brakel zu finden :

  • entlang der Brucht (Reithalle bis Brede)
  • am Hakesbach und 
  • am Meierbach teilweise.  


Grünland heute

Die moderne Rinderhaltung erfordert hohe Milchleistungen, die nur mit energiereichem Futter möglich ist. Die setzt wiederum eine hohe Anbauintensität voraus, was wiederum zu einer Verringerung der Artenvielfalt führt. Allgemein geht der Trend zu Mais und Kraftfutter, der Anteil von Gras in der Futterration ist gesunken. Mittlerweile geht es auch um die Frage von Nutzungskonzepten für Grünland, vor allem im Hügelland. Aus der intensiven Nutzung herausfallendes Grünland kann nur über Weide und extensive Mutterkuhhaltung genutzt werden.