Von der Ackerbürgerstadt zur Modernen Stadt - 

Die Neuordnung der Flur und die Aussiedlung der landwirtschaftlichen Betriebe nach 1948 in Brakel

So ist der interessante Beitrag mit vielen Details (Namen) in der Festschrift Engemann von 1998 betitelt.  [1] 
Es geht um das große Flurbereinigungsverfahren zur Entwicklung der gesamten Stadt durch Ausweisung von Baugebieten und Verlagerung der Landwirtschaft in den Außenbereich.


Vgl. auch den Beitrag Georg Müller in: Chronik der Stadt Brakel. 

Dr. Albert König, der Dienstellenleiter der Landwirtschaftskammer Brakel, nahm sich persönlich des Verfahrens an und spannt in dem Beitrag den Bogen von der Landwirtschaft zur Stadtentwicklung und der Erschießung der großen Baugebiete. Nüchtern konstatiert er: 

Brakel musste nach dem letzten Krieg die Urbanisierung nachvollziehen, die andere Städte in weniger ländlichen Räumen schon längst hinter sich hatten, besaß aber dadurch Gelegenheit, Fehler zu vermeiden, die andere Städte teuer zu stehen gekommen sind. (S. 95)


Er bilanziert die Entwicklung im Hinblick auf die Einwohner- und Flächenentwicklung, hier die Flächenentwicklung

  • Die bebaute Fläche von 90 ha (1938) auf 290 ha gewachsen ist

  • 5 neue Wohngebiete [Nieheimer Straße, Heineberg-West und Ost, Weitlandsweg, Hembserberg] und ein Gewerbegebiet [Königsfeld] geschaffen worden ist […]

In den folgenden Kapiteln beleuchtet er die Verfahrensschritte der genannten Gebiete im Einzelnen. Dabei werden auch Angaben gemacht zur Baulandbeschaffung von den Betrieben und Flächen im Besitzerwechsel, die in diesem Zusammenahang zu weit führen.

In einem konkreten Teil beleuchtet der das „Flurbereinigungsverfahren Brakel-Beller-Hembsen 1972-90“ (S. 103 f). Träger was das Amt für Agrarodnung Warburg (Prozessionsweg).

  • Das Verfahren trägt die Nummer Az. 29721, Name Brakel, Regelflurbereinigung § 1, 2.776 ha, Einleitung 24.05.1972, Ausführung 01.07.1980, Schlussfeststellung 28.12.1990. 
  • Ein früheres Verfahren trägt das Az. B.744, Name Brakel, Beschleunigtes Verfahren § 91, 521 ha, Einleitung 16.04.1955, Ausführung 06.09.1957, Schlussfeststellung 03.05.1962.  [Anmerkung d. Verf.]


Der Bau der B 64 als Umgehungsstraße führte zur weiteren Verbesserungen der Agrarstruktur. Auch waren Nachbesserungen der Aussiedlungen 1955-65 angeraten.
Allgemein ging es bei den Flurbereinigungen um zerplitterten ländlichen Grundbesitz, um Hebung der allgemeinen Landeskutur, um die Verbesserung der Produktivität und der Infrastrur für den motorisierten Wirtschaftsverkehr [Anm.: d. Verf.].  

 

Die Abgrenzung des Gebietes zeigt die Karte

flurbereinigung 1972 gebiet 20210223 143027 0001 
Der Bildausschnitt der TK25 zeigt die Verhältnisse um 1955 - vor der B 252,vor den großen Baugebieten, vor der Verbauung des Königsfeldes! 

 
Das Gebiet umfasst diese Teile der Gemeinde Brakel (mit Benennung der einzelnen, nicht immer sämtlichen Flurstücke der Flur)

  • Gemarkung Beller Flur 1-5
  • Gemarkung Brakel Flur 4, 9, 10-12,16, 19, 20, 21-35, 37
  • Gemarkung Erkeln Flur 1-11
  • Gemarkung Hinnenburg Flur 5

Diese Tabelle zeigt die umfangreichen Maßnahmen im Einzelnen

könig tabelle aa19022021   könig tabelle a 19022021

 

 In seiner Bewertung hebt er hervor,

  • dass die durchschnittliche Besitzgröße von 3 auf 4 ha angewachsen sei
  • dass Schlaggrößen im Durchschnitt von 15 ha erreicht werden können durch Zupacht, Absprachen
  • dass 42 km neue Wirtschaftswege gebaut wurden
  • dass 8,4 km Grün die Wirtschaftswege der Feldmark säumen.


Weitere Hinweise betreffen die Finanzierung, wobei das Land 71 % der Kosten trug, die Stadt 10 % und 19 % waren von den Grundbesitzern aufzubringen (S. 106). Der Verkehr sei auf neue geordnete Bahnen gelenkt worden Er betont weiter als schönes Ergebnis, dass die Raumstruktur und das Stadtbild im Wesentlichen erhalten werden konnte. 

Erfreut stellt er in seiner Bilanz fest, dass die Maßnahmen auch zu Existenzsicherung, zumindest der Wertsteigerung der Beitriebe beigetragen habe. Die Rolle der Stadtverwaltung als Vermittler hebt er besonders hervor. Sein Schlusssatz:

So darf ohne Abstriche wohl festgestellt werden , dass der Stadt Brakel die Urbanisierung gelungen ist. Allen, die dabei mitgewirkt haben, gebührt ehrlicher Dank.


In einer folgenden Tabelle listet er die „Haupterwerbsbetriebe der Kernstadt 1938/49“ auf. Die Liste umfasst 38 Namen, von denen 26 Betriebe den Schritt der Aussiedlung vollzogen haben. Im Außenbereich befanden sich damals bereits 9 Betriebe vor der großen Welle. Eine Karte zeigt den Umfang des Flurbereinigungsgebietes Brakel – Hembsen – Beller 1972.

Literatur

[1] Heimat- und Museumsverein Brakel (Hrg., 1998): Festschrift Dr. Herbert Engemann 75 Jahre, Artikel Dr. Albert König S. 95-112