Vorbemerkung

Das Amt Brakel hatte in der Warburger Straße 5 (heute Markt Nahkauf) ein repräsentatives Gebäude mit großer Freitreppe für den Amtsbürgermeister und seine Mitarbeiter. Das Amt erfüllte Aufgaben einer übergeordneten Behörde in Dingen wie Bauen, Infrastruktur, Bildung usw. Dieses Amt wurde in der NS-Zeit wohl verkleinert oder ganz aufgelöst. Ein Lager für die weibliche Jugend wurde eingerichtet und die Lokalzeitung (NeW vom 23.096.1938) berichtet vom Besuch einer ungenannten Aufsichtsperson. Auch der Name der Lagerführerin ist nicht erwähnt. Solche Einrichtungen dienten der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Daraus folgende Auszüge.

 1938

So sieht es im Lager des Arbeitsdienstes für die weibliche Jugend aus – Eine lehrreiche Besichtigung

Ich konnte einen Einblick tun in das Lager der 40 Maiden, die vor wenigen Monaten ihren Einzug in die umgebauten Gebäude der ehemaligen Amtsverwaltung gehalten haben.

Es werden Gemeinschaftsräume, Werkräume, Küche, Vorratsraum, Sanitäranlagen usw. beschrieben.

Jede Arbeitsmaid widmet dem deutschen Volk täglich 7 Arbeitsstunden. Mancher überarbeiteten Bäuerin und Mutter ist sie eine fleißige Helferin geworden... Zur Zeit der Ernte wird zudem noch ein verlängerter Arbeitseinsatz gewährt... So gehen außerdem 5 Maiden täglich zu armen, kinderreichen Familien und leisten hier praktische NSV-Arbeit*...
Der Lagerarzt, Dr. Klein, gibt den Mädchen Unterricht in erster praktischer Hilfeleistung. Mit Ernst üben sie für das Deutsche Rote Kreuz, für das sie nach Beendigung des Kusus eine erste Prüfung ablegen werden...

Im sauber gepflegten Garten des Arbeitsdienstlagers flattert die Fahne der Maiden. Hier versammeln sie sich zum abendlichen Fahnengruß.

In einem halben Jahr formt so der Arbeitsdienst Mädchen, die teilhaben an den Gefahren und Nöten der Heimat. Sie können arbeiten, sind gesund an Leib und Seele. Sie sind in ihrem Leben glücklich und werden anderen das Glück zu vermitteln wissen.

* NSV = Nationalsozialistische Volkswohlfahrt

Quelle: Buch Engemann, Ernst 1988, S. 28


Nachbemerkung

Erstaunlicherweise wird nicht auf das Landjahr Lager Hainhausen hingewiesen, das die gleiche Organisationsform hatte. Die Zielsetzung in Hainhausen war eher auf die Mithilfe bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten gerichtet und die Formung von weiblichen Führungspersonen der NS-Ideologie. Die Einrichtung „Landjahr Hainhausen“ bestand von 1936 bis 1945. Das Domizil für ca. 40 Mädchen im Alter von 14-16 Jahren war das kleine Schloss Hainhausen mit Nebengebäuden und Park. Ihre Aufenthaltszeit betrug 8 Monate im Sommerhalbjahr.      
Quelle: Kreisarchiv Höxter, Akte
  M1 / Nr. 184 Hainhausen)