Kopie von felchth feld 1512

Religiöse Kultur und Landwirtschaft waren früher eng verwoben. Die Zeit von 1860-1960, so heißt es in der LWL-Publikation von 2006 "Vom Leben auf dem Lande", lebten die Menschen so fromm wie nie zuvor. Das Leben war beherrscht von Traditionen, Religionsausübung und Kirchentreue. Hausaltäre und Kruzifixe gab es in jedem Bauernhaus. Die Allgegenwart der christlichen Kultur drang auch in die Bereiche der Vereine vor (Kinder, Jungfrauen, Jungmannen usw.) .

Auch die "Bittprozessionen" um eine gute Ernte und die Abwehr von Unwettern waren bis in die 1970-er Jahre feste Termine im Jahresablauf. An Erntedank-Sonntagen wurde z. B. noch dieser Wettersegen gebetet:

 

Gott, der allmächtige Vater, segne euch und schenke euch gedeihliches Wetter; er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil fern.
Er segne die Felder, die Gärten, die Weinberge und den Wald und schenke euch die Früchte der Erde.
Er begleite eure Arbeit, damit ihr in Dankbarkeit und Freude gebraucht, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe der Menschen gewachsen ist.
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater, Sohn und der Heilige Geist.
Amen

 

Die zahlreichen religiösen Symbole wie

  • Bildstöcke und Wegkreuze

sind Ausdruck dieser universalen Frömmigkeit und Teil unserer Kulturlandschaft heute.

Ein Thema mit wechselnder Aufmerksamkeit sind auch

  • Pilgern - Wallfahrten - Prozessionen

so der Titel eine Ausstellung des Museums Stern in Warburg 2017. Darin hieß es: 

Auch im Warburger Land gibt es einige Pilgerorte, die teils seit Jahrhunderten Anziehungspunkt für Pilger und Wallfahrer sind: z.B. Kleinenberg, Dalhausen, Borgentreich, Klus Eddessen und früher Gottsbüren oder die Erasmuskapelle auf dem Burgberg in Warburg. 


Als weitere Fundstücke tauchen diese Beiträge in diesem Kapitel auf:

  • Gebet aus der NS-Zeit und
  • Sinnsprüche auf Todesanzeigen von Landwirten".


Im Beitrag in der NW v. 12.05.2018: Sind Traditionen noch mit Glauben gefüllt? (Reihe Auf ein Wort; Herr Pastor) 
spannt Pfarrer Werner Lütkefend (Borgentreich) den Bogen zwischen früher und heute. Es beschreibt die die alte Zeit der Volksfrömmigkeit und der heutigen Praxis zutreffend und prägnant. 


"Ja, in unseren Dörfern wohnt Gott noch. Man braucht nur in die Häuser zu schauen: In vielen Wohnungen hängt ein Kreuz und ein Muttergottesbild. [...] Man braucht nur noch in die Fluren zu schauen. An allen wichtigen und idyllischen Orten stehen meist gut gepflegte Wegkreuze ud Bildstöcke [...] Fast alle Kinder werden getauft. Alle großen Feste [...] sind selbstverständlich mit einem festlichen Gottesdienst verbunden [...] Das Kirchenpatrozinium wird gefeiert, die Schützenmesse, die Prozessionen zu Fronleichnam oder zu Ehren des Kirchenpatrons werden gehalten. [...] Ja, mag der Städter denken: Im Dorf ist Gott noch im Überfluss*) vorhanden." 

"Es lässt aufhorchen, was Kenner der Seelsorge auf dem Land sagen: Trotz der hohen Kirchgängerzahlen, trotz der örtlichen Traditionen ist der Rückhalt der religiösen Substanz auf dem Lande viel drastischer als in der Stadt. Das Traditionschristentum , das einmal mit Inbrunst gelebt wurde , wird immer mehr zu einem äußerlichen Korsett oder zu einer leeren Schale." 

 

Das Gebot der Stunde sei, nicht mehr Glaubenseifer und Stärke zu demonstrieren, sondern innezuhalten, einen realistischen Blick einzunehmen und auf eine spirituelle Erneuerung zu setzen!

 

Anmerkung 

*) Der russisch-amerikanische Nobelpreisträger 1997 schreibt über die alten Dörfer: "Im Dorf wohnt Gott nicht nur in den Zimmerecken, nein er wohnt überall, er heiligt die Täler, Dächer, Schüsseln und Pfannen. Im Dorf ist Gott ist Überfluss vorhanden."