Bereits vor 1933 gab es umfangreiches Schrifttum über die neue Agrarpolitik Walter Darré, schild Der Ortsbauernführerder spätere Landwirtschaftsminister (Reichsbauernführer) hatte seine Visionen dargelegt, den Blut- und Boden- Germanenkult begründet, welcher auf dem Blut der Sippen und der ländlichen Bevölkerung beruhehen soll. Das Bauerntum war der Blutquell der Nation.  

Ein   agrarpolitischen Apparat entstand schon vor der Machtübernahme. Bei der Methodenwahl war man nicht zimperlich und setzte auf Angriff und Verunglimpfung. 1933 wurde der Reichsnähstand gebildet. Unter diesem Schirm wurden die Bereiche der Ernährungswirtschaft eingegliedert und alle freien Organisationen. Die Abteilungen hießen: Der Mensch - Der Hof – Der Markt.   

Die Führer-Struktur sah aus wie folgt

  • 1 Reichsbauerführer
  • 22 Landesbauerführer
  • 521 Kreisbauernführer
  • 50.153 Ortsbauernführer

Kennzeichnend war eine enge Verflechtung von ehrenamtlicher Führung mit der Verwaltung.   

Besondere agrarpolitische Maßnahmen in der NS-Zeit waren

  • Das Reichserbhofgesetz (Erbhöfe, einschließlich Abmeierung beim Anerbengericht)
  • Die Entschuldung (Die Schuldensumme wurde um 10-20 % verringert)
  • Marktordnungen und 4-Jahres-Pläne der Erzeugung
  • Einführung von Hofkarten zur Erfassung des Betriebes und Ernteerwartung
  • Brotgetreide wurde zum heiligsten Gut der Nation stilisiert
  • Festgesetzte Preise und Maßnahmen zur Schließung der Fettlücke (heimische Ölsaaten und Futtermittel)
  • Die Devisenknappheit bremsten Treibstoffverbrauch und Maschinenanwendung  
  • Lebensraum im Osten als Vision zur Sicherung der Ernährung


Ein großes Problem war die Abwanderung von Arbeitskräften in die Städte. Der anhaltenden Landflucht steuerte man entgegen durch Sonderprogramme wie das freiwillige Landjahr für alle Schulabgänger. Landjahrheime für die Mädchen wurden ab 1934 eingerichtet, so auch in Brakel-Hainhausen.

Großkundgebungen wie der Reichsbauerntag Goslar und das Reichserntedankfest Bückeburg wurden jährlich zelebriert.

Juden als Nicht-Arier wurden systematisch benachteiligt, ausgegrenzt und schließlich vollständig entrechtet. In der Landwirtschaft und in Städten hatten Juden traditionell großen Anteil am Produktenhandel, am Viehhandel und an Metzgereien. In Brakel hatte das bedeutende Landhandelsunternehmen, die Weiler-Heineberg-Flechtheim-AG ihren Sitz mit mehreren Betriebsorten in der Stadt und Filialen in Eissen und Höxter. Ab Ende 1938 wurde der jüdische Besitz „arisiert“, es kam zu Notverkäufen und Enteignungen. Der (in Brakel) umfangreiche jüdische Landbesitz gelangte in die Hände neuer Eigentümer.   

  
Literatur

Eckehard Niemann (2018): Nationalsozialistische Agrarpolitik. In: Agrar-Hinweise v. 06.12.2018  
Foto: Wikipedia Ortsbauernführer