Das Landhandelsunternehmen (Kornhaus) Weiler-Heineberg-Flechtheim AG handelte mit landiwrtschaftlichen Produkten aller Art. Auch Vieh- und Pferdehandel gehörten dazu. In der Kernstdt gab es mehrere Handelsstützpunkte.  Es erreichte eine sehr große Bedeutung über Jahrzehnte. Es hatte Außenstandorte oder Zusammenarbeit mit Firmen in Höxter, Holzminden, Steinheim Münster und anderen Orten. Zudem sind diese drei jüdischen Familiennamen eng mit Brakel verbunden und tauchen an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens auf. 


1845 von Moses Flechtheim gegründet als Getreidehandel, wurde es bald mit den Partnern Heineberg und Weiler erweitert. Im Volksmund wurde das Unternehmen gerne als „Die heiligen drei Könige“ oder "Die drei Weisen" bezeichnet in Anlehnung an die biblische Gehichte der drei Weisen aus dem Morgenland. 

Die 1862 eröffnete Bahnlinie erwies sich als entscheidender Standortvorteil. Steinheim, das ebenfalls großen Umsatz mit landwirtschaftlichen Produkten machte, wurde erst 1872 (Güterbahnhof) eröffnet. [3] Die Firma wurde bald zum führenden Unternehmen in der ganzen Region.  

Der Geschäftsbereich umfasst Produkte aller Art: Getreide, Futtermittel, Düngemittel, Sämereien (s. Anzeige unten). Eine Spezialität war der Handel mit Kleesaaten, die aus Ungarn, Italien und Böhmen kamen.   

Zunächst war das Unternehmen in der Kernstadt angesiedelt und hatte verschiedene Orte des Verkaufes und Lagerhaltung:

  • Am Markt 10: Kaufmann Josef Weiler (später Werkzeug-Haushaltswaren Salmen) mit Lager Brunnenstraße 1
  • Hanekamp 5: Lagerhaus Sämereien (später Schuhhaus Brune)
  • Am Thy 1: Handelsort (später Bereich Parkplatz hinter der Alten Waage)
  • Burgstr. 5: Lagerhaus und Viehhandel: Ein langer Trog für die Pferde zog sich tief in die Gebäude hinein (später zeitweilig Gartenmarkt)
  • Nordmauer: 2 Scheunen jenseits der Mauer

1925 übernahm die Landhandelsgesellschaft die ehemalige Fabrik Chemischen Werke der Firma Henkel & Baertling, Holzminden ("Essigfabrik") an der Warburger Straße 38 hinter der Bahnlinie, heute Agravis-Kornhaus.

Dort wurden große Silos errichtet und ein eigener Bahnanschluss gelegt.

Ab 1936 wurde das Geschäft verkauft an die Westfälische Zentralgenossenschaft (WZG), die bereits in der Driburger Straße eine Niederlassung betrieb. Dieser Nebensitz wurde um 1970 aufgegeben. Weitere Firmennamen der Genossenschaft waren WCGRCG (Raiffeisen-Centralgenossenschaft), dann Agravis Kornhaus Ostwestfalen.

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Anzeigen in der Schrift "100-Jahrfeier der Stadt Brakel 829 - 1929" [1]

   

 

Der Partner Weiler ist im Niekammer Adressbuch von 1931 aufgeführt als Weiler'sche Erben mit 53 ha Landbesitz: hier.  


Die drei Familien hatten als Kaufleute weiteren Besitz bzw. Nutzung von Gebäuden in Brakel [2]:

  • Fam. Weiler (Hermann, Josef): Wohnhaus Am Gänseanger 5 sowie  Am Thy 3, Am Markt 2, 8, 10  
  • Fam. Heineberg (Hugo): Wohnhaus Am Gänseanger 9 sowie Am Thy 8  
  • Fam. Flechtheim (Julius, Otto, Richard): Wohnhaus Am Thy 2-6 sowie Kirchplatz 1

 

Anmerkung

[1] Hinweis zum Standort Eissen: Das Kornhaus Eissen wurde Anfang 1920er Jahre auf dem Reichsbahngelände mit mit Gleisanschluss errichtet, bei der WCG später als Lager 2 geführt. Gebäude und Anlage gehören heute (2020) der Fa. Bio-Engemann, Eissen. Über den Standort im Höxter ist im Moment nichts bekannt. 

[2] Quelle: Aus dem Straßenverzeichnis der Stadt Brakel 1921 (Manuskript bei der Einführung von Straßennummern)  

[3] Johannes Waldhoff schreibt im Heft 76 der Mitteilungen des Kulturausschusses der Stadt Steinheim auf S. 5-7 diese Bemerkungen: 

  • „Der Handel [mit Getreide und Vieh um 1850] ist größtenteils in den Händen der Juden… Der Umsatz mit Getreide betrug 100.000 Scheffel.“ Das entspricht ca. 7.000 t Getreide.
  • "Die dortigen jüdischen Getreidehändler Weiler, Heineberg und Flechtheim nutzen den Vorsprung und konnten ihn dauerhaft halten." Dies bezieht sich auf die Streckenführung der Bahnlinie über Brakel, während Steinheim erst 1872 an Bahnnetz kam.       
  • Die drei Lagerhäuser am Güterbahnhof "wurden ursprünglich von der Getreidehandlung Abraham Weil erbaut und gingen nach deren Konkurs 1914 an die Fa. Weilern, Heineberg, Flechtheim in Brakel über.

Wikipedia-Eintrag: Soistmann Alexander David Flechtheim (1765-1838) u. a.